ParkinsonCompanion: Digitaler Helfer unterstützt Parkinson-Patienten

ParkinsonCompanion: Digitaler Helfer unterstützt Parkinson-Patienten

Redaktioneller Gastbeitrag Publikateur/Handelsblatt 24.10.2018 (Prof. Dr. med. Christina Haubrich, Koordinatorin des BMBF-geförderten Projektes ParkinsonCompanion):

Habe ich die Parkinson-Krankheit? Diese Frage stellen sich Patienten in der Regel erst, wenn Zittern, Verlangsamung und Steifigkeit der Bewegungen nicht mehr zu übersehen sind. Die Krankheit könnte jedoch schon viel früher diagnostiziert werden. Denn bereits im frühen Krankheitsverlauf finden sich Veränderungen von Schlaf, Aufmerksamkeit, Konzentration und vegetativen Körperfunktionen wie beispielsweise Kreislaufregulation, Verdauung, Blasenkontrolle. Mehr als die Hälfte der Parkinson-Patienten entwickelt im Vorfeld der Parkinson-Erkrankung eine Störung des Traumschlafes (REM-Schlafes). Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist gekennzeichnet durch lebhafte Albträume mit bedrohlichem Inhalt, abnorme Laute wie Schreien oder Fluchen und motorische Aktivität einschließlich Selbst- oder Fremdverletzungen, welche während der REM-Schlaf Phase auftreten. Im Gegensatz zum breit verfügbaren häuslichen Screening bei Atemstörungen im Schlaf können Vorboten der ParkinsonErkrankung bisher nur in Schlaflaboren untersucht werden. Dank körpernaher Sensorik und Smart Devices könnte sich das in Zukunft ändern–dann ließe sich auch die Parkinson-Krankheit früher erkennen.

Eines dieser Smart Devices ist der ParkinsonCompanion. Das mit zwei Millionen Euro vom Bundesministerium für Forschung und Technik geförderte Gerät soll parkinsonspezifische Störungen von Schlaf, Vegetativum und Kognition erkennen–und zwar von zu Hause aus. Dies kommt der Früherkennung, Diagnosesicherheit und Behandlungsqualität von Parkinson-Patienten zugute. Darüber hinaus unterstützt der ParkinsonCompanion die Patienten im Alltag und ist von Beginn an in die telemedizinische Versorgung eingebettet. Die Serviceunterstützung der Patienten und die Vernetzung mit behandelnden Ärzten machen den ParkinsonCompanion praxistauglich und therapierelevant.
Der ParkinsonCompanion entsteht im Rahmen des Forschungsprogrammes „Technik zum Menschen bringen“ und orientiert sich in der Gestaltung so nah wie möglich an den Bedürfnissen von Parkinson-Patienten, Pflegenden und Ärzten. Treffen mit ParkinsonPatienten und ein gemeinsamer Workshop in Aachen, aber auch eine Umfrage, an der sich binnen weniger Wochen mehr als 200 Interessierte beteiligten, trugen zur praxisnahen Konzeption bei. So konnte das Feedback künftiger Nutzer in die Entwicklung des ParkinsonCompanion aufgenommen werden.

Entwickelt wird das Gerät von Forschern des Universitätsklinikums Aachen, des Instituts für Arbeitswissenschaften der RWTH Aachen, des Fraunhofer Instituts für Software- und Systemtechnologie und zwei mittelständischen Unternehmen–der Firma SOMNOmedics sowie der mvb Parkinson, die in der telemedizinischen Versorgung von Parkinson-Patienten tätig ist. Bis zum Projektziel September 2020 wird der ParkinsonCompanion getestet und optimiert. http://parkinson-companion.de

Prof. Dr. Med. Christina Haubrich
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Prof. Dr. Med. Christina Haubrich